Schwester Marie, die auch eine Ausbildung als Hebamme hat, ist eine kompetente Ansprechpartnerin für die Frauen. Im Hintergrund ist Peter zu sehen, Geschäftsführer des Vereins in Sierra Leone. Foto: Pöhlig

Dass ein ganzer Ort nach ihr heißt, ist Brigitte Amara-Dokubo auch nach zehn Jahren noch etwas unangenehm. Dabei hätten die rund 1500 Bewohner von Brigitte-Village ihre Dankbarkeit kaum besser ausdrücken können. Eine Schule, eine Gesundheitsstation, Brunnen, eine Schulungsfarm und vieles mehr hat die 66-Jährige Braunschweigerin in den vergangenen 20 Jahren in Sierra Leone realisiert.

Der Verein Löwe für Löwe ist ein kleiner Verein. Das hat den Vorteil, dass die Spenden direkt zum Einsatz kommen. Wir sind nach Sierra Leone geflogen und haben uns die Projekte angeschaut. Ein Kernstück ist die Gesundheits- und Entbindungsstation (s. Interview).

Die Babys erblicken das Licht der Welt in einem nur etwa acht Quadratmeter großen Raum. „Wir müssen dringend anbauen“, berichtet Brigitte Amara-Dokubo. Zwei Entbindungsräume, ein Labor, ein Badezimmer und ein Schwesternzimmer sind geplant.  Nun hoffen alle, dass Corona die Anbaupläne für 2021 nicht durchkreuzt.

Schwester und Hebamme Marie, eine kleine energische Frau, steht vor rund 30 Müttern und ihren Neugeborenen als wir die Station besuchen. Stillen ist heute das Thema. Nach der Informationsstunde werden die Babys geimpft, jedes Kind hat einen ordentlich geführten Impfausweis.

Auf dem Flur warten bereits einige Schwangere. Die sehr jungen Frauen werden gleich etwas über die richtige Ernährung hören. Marie singt zum Abschluss ein Lied mit ihnen, in dem alle wichtigen Lebensmittel vorkommen. „Nicht jede Frau kann lesen und Bücher, sofern es sie gibt, sind sehr teuer. Mit einem Lied können sich die Frauen die Infos besser merken“, erläutert Marie.

Ein größeres Zukunftsprojekt ist der Aufbau einer Schulungsfarm. Im Nachbarort Robekeh Village hat der Verein 2,6 Hektar Land gekauft. Ein Schulungsgebäude und ein Wirtschaftsgebäude sind bereits gebaut, eine studierte Landwirtin eingestellt.

Eigentlich sollten hier vor allem Moringa-Bäume angepflanzt und verarbeitet werden. Doch durch den Ausbruch von Corona wird nun zunächst vorrangig Gemüse angebaut werden. „Wenn die Pandemie das Land nur halb so schlimm erwischt wie damals Ebola, dann werden die Leute erneut viel hungern müssen. Und schlecht ernährte Menschen sind besonders anfällig“, sagt Brigitte Amara-Dokubo, die mit großer Sorge in die Zukunft blickt.

Interview mit Brigitte Amara-Dokubo

Brigitte Amara-Dokubo hat den Verein Löwe für Löwe vor 20 Jahren gegründet. Vor zehn Jahren hat der Verein die Gesundheits- und Entbindungsstation eröffnet.

Im April 2020 vor genau 10 Jahren hat Löwe für Löwe die Gesundheitsstation in Brigitte-Village aufgebaut. Ein wichtiger Baustein für die Arbeit des Vereins. Die geplante Geburtstagsfeier fiel dann wegen Corona sehr klein aus. Auch an anderer Stelle durchkreuzt die Pandemie die Pläne. Vor allem die Sorge um die Menschen ist sehr groß. Wir sprachen mit Brigitte Amara-Dokubo über die aktuelle Situation der Station.

> Anita: Für wie viele Menschen ist die Station Anlaufpunkt?

Brigitte Amara-Dokubo: Für rund 10 000 Menschen ist sie der Ort, an dem sie Hilfe bekommen, ohne große Arztkosten, die sich die meisten nicht leisten können. Zwei Krankenschwestern, die auch eine Hebammen-Ausbildung haben, und drei Helfer haben wir dort beschäftigt. Ihr Gehalt liegt zwischen 80 und 120 Euro im Monat.

Anita: Aus welchen Gründen kommen die Menschen?

 Brigitte Amara-Dokubo: Oh, aus allen erdenklichen Gründen: Ob Verbrennungen, Fieber, Knochenbrüche, Wunden jeder Art und sehr viele Malaria-Fälle. Ganz wichtig ist uns die Geburtshilfe.

Anita: Warum ist euch die Geburtenhilfe besonders wichtig?

Brigitte: Die Mütter- und Säuglingssterblichkeit ist sehr hoch in Sierra Leone. Wir sind stolz, dass wir mehr als 3000 Babys auf die Welt geholfen haben – ohne einen Todesfall. Das hat sich rumgesprochen, etwa 90 Prozent der Patienten sind Schwangere, stillende Mütter und Kinder bis zum Alter von fünf Jahren, zumal sie kostenfrei behandelt werden.

Anita: Was bedeutet Corona für die Gesundheitsstation?

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> Brigitte Amara-Dokubo: Corona trifft auch uns hart. Wie vor einigen Jahren bei Ebola müssen etliche Vorkehrungen getroffen werden. Das fängt bei Wasserspendern und Seife an. Alles kostet zusätzliches Geld. Ein geplanter Erweiterungsbau muss nun wohl zurückgestellt werden. Jede noch so kleine Spende würde uns oder besser gesagt den Menschen in Sierra Leone sehr helfen.

Ein Pieks der Leben rettet: Schwester Marie impft ein Baby.

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